Wer das Glück hatte, bei einer griechischen Hochzeit dabeigewesen zu sein, wird sie sein Leben lang nicht mehr vergessen. Ich war auf 4 Hochzeiten dabei, unter anderem meiner eigenen. Der Aufwand, mit dem dieses Fest vorbereitet wird, ist in Kreta durch nichts zu toppen. Lange vorher werden die Einladungen an beide gesamten Familien verteilt. Nicht nur Geschwister, Onkel, Tanten und Freunde werden eingeladen, sondern auch deren gesamte Familienangehörige. Ein entsprechend großer Saal zur Feier wird gemietet und Musiker organisiert, die traditionelle kretische Musik spielen. Nachdem mit dem Priester in der zuständigen Kirche der genaue Termin und Ablauf besprochen ist, gibt es kein Zurück mehr. Braut und Bräutigem verbringen die letzte Nacht vor der Hochzeit getrennt und begegnen sich erst vor der Kirche wieder. Das Brautbett wird Tage vorher mit der feinsten Wäsche bezogen und mit Blütenblättern bestreut. Freunde, Nachbarn und Verwande kommen, um dieses Bett zu bewundern und hinterlassen einige Geldscheine auf dem Bett. In der meist neu eingerichtete Wohnung wird die Aussteuer der Braut präsentiert: handgearbeitete Tischdecken, traditionell bestickt oder filigrane Häkelarbeiten, die oftmals wertvolle Erbstücke sind. Der Braut obliegt es auch, die Bonbonieren vorzubereiten. Ein kleines Tuch wird mit kandierten Nüssen gefüllt und zugebunden. Diese kleine Nascherei erhält jeder, der zur Trauung in der Kirche erscheint und überreicht dabei seine Hochzeitsgeschenke, meist kleine Umschläge mit großzügigen Geldbeträgen.
Auf dem Weg zur Kirche fahren die Brautleute mit Blumengeschmückten Autos und geben durch ein lautes Hupkonzert bekannt, dass sie sich trauen. Natürlich werden hier viele Umwege gefahren, um möglichst vielen Menschen diesen freudigen Anlass kundzutun. Und meistens folgt noch eine ganzer Konvoi weiterer hupender Autos durch die Straßen der Stadt oder des Dorfes. Die Zeremonie selbst, die am Nachmittag stattfindet, ist sehr beeindruckend. Nicht nur die Priester, auch die Geladenen und die gesamte Kirche tragen ihr festlichstes Gewand. Nach der ca. 1stündigen Zeremonie darf jeder persönlich dem Brautpaar seine Glückwünsche ausdrücken, was bei einer Gästezahl von 300 bis 700 Menschen nochmal eine Stunde dauern kann.
Wer es nicht zur Kirche schafft, lässt sich zumindest die Feier nicht entgehen. Ein vielgängiges Menue mit reichlich Fleisch und Wein gibt jedem die Kraft, anschließend bis in die Morgenstunden zu tanzen. Aber erst nachdem das Brautpaar den Tanz eröffnet hat. Und hier zeigen dann viele, was sie drauf haben. Die kretischen Tänze haben einen sehr schnellen Rhythmus und ein etwas kompliziertes Schrittmuster. Aber jeder von 3 bis 100 Jahre alt, hat sie drauf. Natürlich ist auch jeder, der zufällig vorbeikommt, eingeladen mitzutrinken und mitzutanzen. Im Feiern machen uns die Kretaner wirklich etwas vor. Eine griechische Hochzeitsfeier auf Kreta ist außerdem sehr traditionell geprägt, deswegen hat eine Hochzeitstorte wie in Deutschland, hier auch ihren Platz.
Das nächste große Ereignis, was auf die Neuvermählten wartet, ist die Ankunft des Nachwuchses und damit seine Taufe, üblich spätestens bis zur Vollendung seines ersten Lebensjahres. Dabei gewinnen sie gleich ein weiteres neues Familienmitglied: den Paten. Er hält das Kind während der gesamten Taufzeremonie auf dem Arm, muss für es die Glaubensbekenntnisse sprechen und versucht das ängstliche Kind gut durch die Taufe zu bringen. Denn das Kind wird vollständig ins Wasser getaucht und ihm wird auch eine Locke abgeschnitten. Dafür erhält es schon seinen ersten Goldschmuck, meist Ringe, Ketten mit Kreuzen oder Armbändchen mit Glücksbringen. Zu einer Taufe sind meist nur die engsten Verwandten eingeladen, was dem anschließenden Fest aber an Temperament nichts fehlen lässt.