Der typische Kretaner bewegt sich nicht gern zu Fuß. Die meisten Wege, auch die kürzesten werden per Auto oder Vespa zurückgelegt. Das Bild auf den Straßen bietet daher einen kunterbunten Mix aus verschiedenen Fahrzeugmodellen. Weit verbreitet sind die Pick-Ups mit offener Ladefläche, aber auch schicke neue Automodelle, genauso wie alte klapprige Rostkutschen bereichern das Straßenbild. Dazwischen schlängeln sich auf beängstigende Art und Weise die praktischen Vespas, die auch Einbahnstraßen entgegengesetzt befahren und Fußwege verunsichern. Einen Radfahrer habe ich in diesen 10 Jahren nicht gesehen.
Verkehrsregeln werden eigentlich nur dann beachtet, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Gehalten und geparkt wird so ziemlich überall, so lange noch ein Auto hindurchpasst. Ansonsten wird man durch ein Hupkonzert darauf aufmersam gemacht, dass man doch irgendwie im Weg steht. Aber bevor man weiterfährt, wird dem Ärger durch temperamentvolles Beschimpfen und Diskutieren noch Luft gemacht.
Vorfahrtsschilder werden schon zur Kenntnis genommen. Aber wer es besonders eilig hat, kann durch penetrantes Hupen vor der Kreuzung darauf hinweisen, dass er die Vorfahrt begehrt. Mir sind auf diese Weise sehr häufig Taxis begegnet, die sowieso ihre eignen Verkehrsregeln haben.
Eine richtig gute Straße, die sogar über Fahrbahnmarkierungen verfügt ist die über 300 km lange Nationalstraße an der Nordküste Kretas entlang. Sie verbindet die 4 großen Städte Chania, Rethymnon, Heraklion, Agios Nilolaos und in etwas schmalerer und kurvenreicherer Form reicht sie bis ins östliche Sitia. Hier hat es so ziemlich jeder eilig. Da sich an der Nordküste Kretas die großen Ballungszentren des Tourismus befinden, wird diese Straße im Sommer zusätzlich angefüllt mit Reisebussen, Taxis und Mietfahrzeugen. So lange man sich nicht so gut auskennt, ist es ratsam, sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten und sich nicht vom Fahrstil und Drängeln der Einheimigen beeinflussen zu lassen. Die beste Regel ist sowieso: Immer nur nach vorn schauen. Falls Sie jemand überholen möchte, wird er sie per Hupe oder Lichthupe sicher darauf aufmerksam machen.
Etwas gediegener geht es auf den Landstraßen im Inneren Kretas zu. Durch die 3 hohen Gebirgsmassive auf der Insel sind die Straßen sehr kurvenreich bis serpentinenarig und erfordern eine hohe Aufmerksamkeit. Die beeindruckend schöne Landschaft wechselt von kargen Bergen bis hin zu fruchtbaren Ebenen und macht eine Fahrt über die Insel zu einem lohnenswerten Wagnis. Es gibt leider kaum Hinweisschilder vor nicht einsehbaren Kurven, deshalb ist es üblich vor jeder Kurve ein kurzes Hupzeichen zu geben, da die engen Straßen selten das Aneinandervorbeifahren erlauben. Also gilt hier die Faustregel: Immer eine Hand auf der Hupe und immer bremsbereit sein.
Wem die Lust zum Autofahren nun vergangen ist, kann auch die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen oder sich in der Ferienwohnung Makarska ausruhen. Eine Eisenbahn gibt es auf der Insel nur zum Anschauen im Hafen von Heraklion. Das Busliniennetz ist relativ gut ausgebaut. Auch ins entlegenste Dorf fährt zumindest einmal am Tag ein Bus. Es existieren ebenso Fahrpläne, an denen man sich orientieren kann. Diese können z.B. über Outdoorerminals an den Bushaltestellen abgerufen werden. Jedoch ist es ratsam, zusätzliche Informationen zur tatsächlichen Abfahrtszeit und zum Fahrstreckenverlauf einzuholen und sich am besten gleich nach der Rückfahrt zu erkundigen. Einige Busse sind sogar klimatisiert, was allerdings im Sommer, wenn der Bus bis auf den letzten Stehplatz gefüllt ist, nicht mehr viel nützt. Auch hier ein Tipp: Planen Sie Verspätungen und Umwege in Ihre Tagesplanung mit ein.
Die beiden Möglichkeiten, die Insel zu verlassen, sind Linienschiffe und -flugzeuge. Über Athen kann man dann alle Ziele erreichen. Obwohl das Aussehen und der Ruf von griechischen Schiffen und Fliegern nicht so gut ist, habe ich nie wirdklich schlechte Erfahrungen gemacht. Abgesehen von witterungsbedingten Ausfällen oder Verzögerungen, kam ich meist pünktlich und heil am Ziel an. Vielleicht liegt es auch an den vielen Gebeten, die die einheimischen Fluggäste beim Start mit großer Inbrunst sprechen. Bei der Verabschiedung am Hafen erhält der Reisende zudem von seiner Familie oder Freunden einen Segen, so dass eigentlich nichts mehr schief gehen kann.
Insgesamt gilt für das Verkehrsnetz, egal ob Sie Autofahren, Busfahren oder mit Schiff oder Flugzeug verreisen wollen: Bleiben Sie locker, fragen Sie freundlich nach, falls Sie sich unsicher sind – es wird Sie sicher jemand unter seine schützenden Fittiche nehmen und Sie wohlbehalten ans Ziel bringen. Sie werden bemerken, dass sich jeder Einheimische häufig während der Fahrt bekreuzigt. Das geschieht, wenn er an einer nahegelegenen Kirche vorbeifährt. Vielleicht danken sie ihren Heiligen für die bisher gute Fahrt und bitten gleichzeitig um eine gute Ankunft. Ich weiß es nicht. Doch sicher ist, dass ich selbst oft einen Schutzengel beim Autofahren auf den Straßen von Kreta hatte. Trotz allem gefiehl mir der Kreta Urlaub sehr gut.